Thonet - Ein Meilenstein des Industriedesigns und der Beginn der modernen Möbelindustrie
Der Hersteller Thonet zählt zu den ältesten familienbetriebenen Möbelherstellern der Welt und ist durch die revolutionäre Herstellung von Caféhausmöbeln und seinem ikonischen Stuhl Nr. 14 (heute 214) in die Geschichte eingegangen.
Firmengeschichte
Thonets Erfolgsgeschichte begann bereits 1819 in Boppard am Rhein, wo Michael Thonet seine Werkstatt für Bugholztechnik betrieb. Dort entwickelte er 1830 als Erster ein Verfahren, um Massivholz mithilfe von Wasserdampf zu biegen. Eine Revolution in der Holzindustrie. Durch die Verwendung eines Zugbandes wird die Dehnung der Außenzonen begrenzt und dafür die Innenzone stärker gestaucht. Vorab wird das Holz mittels Wasserdampf weich und elastisch gemacht. Das Ergebnis: Die Außenseite splittert nicht und das Holz wird permanent gebogen. Für die Holzindustrie bedeutete diese Innovation eine wesentlich effizientere Arbeit. Der Holzverlust wurde so auf ein Minimum reduziert und neue Formen konnten entstehen.
1842 wurde Fürst von Metternich auf die Arbeiten von Thonet aufmerksam und holte ihn samt Familie nach Wien. Seine Bugholztechnik perfektionierte er in den 1850er Jahren. 1853 überschrieb er seine Firma seinen Söhnen, die Firma hieß fortan „Gebrüder Thonet“. Den großen Durchbruch erreichte die Firma 1859 mit dem Wiener Kaffeehausstuhl – dem Stuhl Nr. 14. Der Stuhl ist bis heute das gelungenste Industrieprodukt aller Zeiten und Michael Thonet gilt als Pionier des Industriedesigns. Mit ihm begann die Zeit der modernen Möbelindustrie.
Auf einem Kubikmeter einer Transportkiste hatten 36 zerlegte Nr. 14 Stühle inklusive Schrauben Platz und konnten so kostengünstig in die ganze Welt verfrachtet werden. Montiert wurden sie vor Ort. Allein bis 1930 wurden 50 Millionen Stühle produziert und eroberten die Cafehäuser der europäischen Metropolen. Durch den Nr. 14 Stuhl verändert sich auch das Aussehen der öffentlichen Plätze der Stadt. Schwere Polstermöbel wurden durch die leichten, anmutigen Bistrostühle ersetzt, die sich flexibel einsetzen ließen und platzsparend verstaut werden konnten.
Edelstahlmöbel ergänzen das Sortiment
Von Wien aus erweiterten die Gebrüder das Imperium Thonet. Sie ließen Fabriken in verschiedenen Ländern Europas errichten. Unterstützung und Zuspruch bekamen sie in dieser Zeit auch von Kaiser Franz Josef I. von Österreich-Ungarn. Die patriotische Kaisertreue ließ das Unternehmen zum Ende des Ersten Weltkrieges jedoch in eine Krise rutschen. Die Gebrüder Thonet entschlossen sich deshalb, 1921 mit dem jüdischen Kaufmann Leopold Pilzer aus Ungarn und seiner Mundus-Aktiengesellschaft zu fusionieren, wodurch sie zum größten Möbelhersteller der Welt wurden.
Pilzer war es auch der Möbel aus Stahl in das Thonet Sortiment etablierte. Thonet erkannte früh das Potenzial von gebogenen Stahlmöbeln und sicherte sich die Rechte an Entwürfen zahlreicher Bauhaus-Vertreter wie Ludwig Mies van der Rohe, Mart Stam oder Le Corbusier. Marcel Breuers Freischwinger für Thonet zählt seitdem zu den bedeutendsten Innovationen des letzten Jahrhunderts. Das klare Aussehen der Stahlmöbel, die als Meilenstein der Designgeschichte gelten, war Ausdruck einer neuen Alltagskultur und Architektur, die „Neue Sachlichkeit“ genannt wurde. Thonet war zu dieser Zeit nicht nur Marktführer für Bugholzmöbel, sondern konnte sich auch als Nummer 1 in der Stahlmöbelindustrie durchsetzen.
In Frankenberg, dem 1889 erbauten und damit jüngsten Werk von Thonet, werden bis heute innovative Produkte entwickelt, die stets auf Langlebigkeit bedacht sind und durch Materialqualität und eine zeitlose Formensprache überzeugen. Im Werk der heutigen Thonet GmbH verfügt man über modernste Produktionstechnologie ebenso wie spezifisches Know-how, das in über zwei Jahrhunderten Firmengeschichte gesammelt wurde.
Nachhaltigkeit
Die Produkte des Traditionsunternehmens Thonet zeichnen sich durch ihre Langlebigkeit aus und beeinträchtigen weder bei der Herstellung noch bei der Entsorgung die Umwelt. Vor der Einführung neuer Produkte wird im Detail auf Nachhaltigkeit, Umweltfreundlichkeit und die Recyclingfähigkeit der Materialien geachtet, die bereits jetzt bei mindestens 95% liegt.
Den Strom bezieht Thonet zu 100% aus ökologischen und nachhaltigen Energiequellen. Darüber hinaus investiert das Unternehmen in Recyclinganlagen für Lösungsmittel und arbeitet damit an der Verringerung seines ökologischen Fußabdrucks. Die verarbeiteten Hölzer stammen aus nachhaltiger Forstwirtschaft und sind FSC- oder PEFC- zertifiziert.
Thonet ist bereits 10 Jahre in Folge mit dem Green Globe Zertifikat ausgezeichnet worden und damit Platinum Mitglied der Organisation, die Nachhaltigkeit in Bezug auf Umweltfreundlichkeit, soziale Verantwortung und wirtschaftliche Rentabilität in Unternehmen bewertet.
Internetseite von Thonet